Mit Schummelei auf Kundenfang
Nun mischt sich auch Comparis in den Abstimmungskampf mit einem eigens konstruierten Rechner ein. Dieser befindet sich auf der Comparis-Rubrik „3. Säule“. Damit entlarvt sich Comparis selber: Wie der UBS mit ihren „Studien“ oder dem Vermögenszentrum mit seinen Publikationen geht es auch Comparis darum, mit diesem Rechner die Altersvorsorge 2020 schlecht zu reden. Damit die Leute aus Angst um ihre Altersvorsorge verstärkt privat vorsorgen. Auch Comparis hat kein Interesse an einer solide finanzierten AHV. Vielmehr ist Comparis interessiert an vielfältigen Angeboten in der 3. Säule, die verglichen und vermittelt werden können. Eine starke Volksversicherung ist für einen Vergleichsdienst, der von Provisionen lebt, nicht attraktiv.
Der Abstimmungsrechner generiert in sehr vielen Fällen ein negatives Resultat. Dies ist bewusst von Comparis gesteuert. Denn der Rechner operiert mit unredlichen Annahmen. Ausgearbeitet wurde der Rechner vom Institut für Finanzwissenschaft, Finanzrecht und Law and Economics der Hochschule St. Gallen. Ein Forschungszentrum der Hochfinanz, das in Sachen Sozialversicherungsrecht keine Expertise vorzuweisen hat.
Die Tricks des Rechners sind schnell erkannt:
- Die AHV-Renten inkl. dem Zuschlag von 70 Franken werden während der Bezugsdauer nicht der Teuerung und Preisentwicklung angepasst. Der Rechner friert die AHV-Renten während 20 Jahren ein. Dies obschon ein gesetzlicher Anspruch auf die Anpassung der AHV-Renten besteht. Die Beiträge an die AHV lässt der Rechner hingegen mit der steigenden Lohnsumme anwachsen.
- Comparis rechnet mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer-Belastung um 0,6%. Dies obwohl die Mehrwertsteuer mit der Altersvorsorge erst 2021 von 8 auf 8,3% steigen wird und die anderen 0,3 Mehrwertsteuerprozente, die neu in die AHV fliessen werden, keine zusätzliche Belastung für die Bevölkerung darstellen. Denn die auf Ende 2017 auslaufenden 0,3% Mehrwertsteuer werden von der IV in die AHV umgeleitet. Es ist ein Trugschluss zu denken, dass bei einem Nein diese 0,3% Mehrwertsteuer über Preissenkungen an die Bevölkerung weitergegeben werden. Vielmehr würden die Margen der Firmen steigen.
- Die Rentenverbesserungen in der AHV und im BVG werden kapitalisiert, d.h. aufgerechnet. Jedoch nur über eine Lebenserwartung von 20 Jahren. Genau die gleichen Kreise, welche die steigende Lebenserwartung als Bedrohung darstellen, operieren für ihre Berechnungen mit veralteten Lebenserwartungsdaten.
- Der Zivilstand wird nicht berücksichtigt. Obschon im Rentenalter 70% der Leute verheiratet sind und vom höheren Ehegattenplafond profitieren würden.
- Der Rechner blendet völlig aus, dass die Anpassungen in der obligatorischen beruflichen Vorsorge auch Auswirkungen auf die Versicherten mit einer überobligatorischen Pensionskasse haben. Etwa im Bereich des versicherten Lohnes.
- Die Resultate für Frauen sind beim Rechner durchwegs negativ. Dies weil der Rechner die entgangene AHV-Rente während einem Jahr berücksichtigt und ein zusätzliches Beitragsjahr dazu zählt. Frauen tragen in der Altersvorsorge 2020 in der Tat eine grosse Finanzierungslast. Dass ausgerechnet die Hochschule St. Gallen, die sonst für die Erhöhung des Rentenalters auf 70 Jahre einsteht, die Renteneinbussen an den Pranger stellt, ist wenig glaubwürdig. Müsste diese Leute ihre eigenen Pläne für ein Rentenalter 70 in einem solchen Rentenrechner darstellen, hätten die Versicherten massiv höhere Verluste.
Die Altersvorsorge ist in der Schweiz leider auch ein Geschäft. Comparis mischt dort mit. Nur mit einer starken, solide finanzierten AHV können wir diese Geschäftlimacherei eindämmen. Am 24. September gehört daher 2x ein JA in die Urne.
Doris Bianchi, geschäftsführende Sekretärin SGB, zuständig für das Dossier Altersvorsorge