Deshalb machen Arbeitgeber und UBS Kampagne gegen die Altersvorsorge 2020
Was gut für die AHV ist, ist schlecht für die Kasse von UBS-Ermotti & Co.
Die „Altersvorsorge 2020“ sichert die Altersrenten über Zusatzbeiträge. Und sie stärkt mit der AHV-Erhöhung die umlagefinanziere AHV, was in einem Tiefzinsumfeld ökonomisch sinnvoll ist. Warum ereifern sich dann Arbeitgeber, UBS und Gewerbeverband so dagegen?
Sicher nicht wegen der Erhöhung des Frauenrentenalters. Arbeitgeber und UBS wollen ja noch höher gehen. Es geht auch nicht um die „Ungeborenen“. Wenn diese ausschlaggebend wären, müsste die UBS wohl zahlreiche Geschäftsbereiche schliessen, die Umweltschäden begünstigen und die Chancen der tiefen und mittleren Einkommen beeinträchtigen.
Es geht – natürlich– ums Geld. Die AHV ist für die hohen Einkommen und die Banken und Versicherungen, sagen wir es vornehm, suboptimal. Deshalb bekämpfen Arbeitgeber und UBS AHV-Rentenerhöhungen. Und deshalb wollen sie ein höheres Rentenalter.
An der AHV verdient die UBS kaum etwas. Doch wenn die Berufstätigen individuell mit Altersvorsorgekonten fürs Alter sparen, klingelt die Kasse. Heute verwalten die Banken und Versicherungen rund 100 Mrd. Fr. Vorsorgegelder der dritten Säule (3a). Selbst bei einer sehr konservativ geschätzten Zinsmarge von etwas über 1 Prozent nähmen Banken und Versicherungen mehr als 1 Mrd. Fr. pro Jahr ein. Dazu kommen Gebühren für Fondsanlagen, welche mehrere Prozent betragen können.
Die AHV ist für die tiefen und mittleren Einkommen ein Segen. Für die Topverdiener ist sie es zum Glück eindeutig nicht. Denn auch auf die höchsten Millionenboni müssen AHV-Beiträge abgeliefert werden, während die AHV-Renten gegen oben beschränkt sind (2350 Fr./Mt. für Alleinstehende bzw. 3525 Fr./Mt. für Paare).
Der SGB hat die Umverteilungswirkungen der AHV geschätzt. Die Berechnungen zeigen: Wer monatlich 14‘000 Fr. und mehr verdient, würde finanziell besser fahren, wenn er individuell fürs Alter vorsorgen würde – auch mit einem teuren 3a-Vorsorgekonto. Die Normalverdienenden fahren hingegen mit der AHV viel besser. Für einen Berufstätigen mit einem mittleren Lohn von rund 6000 Fr./Mt. wäre ein Leben ohne AHV kaum finanzierbar. Er oder sie müsste mehr als 5 Prozent des Lohnes zusätzlich für die Altersvorsorge auf die hohe Kante legen, um auf dasselbe Rentenniveau zu kommen. Dazu kommt, dass der Arbeitgeber nichts an die individuelle Altersvorsorge zahlt.
Für die Normalverdienenden gibt es nichts Besseres als die AHV. Darum sollten sie bei der Abstimmung zur Altersvorsorge 2020 im September Ja sagen. Arbeitgeber und UBS werden dagegen kämpfen. Mit rührenden Geschichten über ungeborenes Leben. Und mit viel Geld für Inserate, Plakate oder Veranstaltungen. Denn es geht hier um Investitionen in künftige Gewinne.
Autor: Daniel Lampart, Chefökonom des SGB